KANTON LUZERN UNTERSTÜTZT DAS PROJEKT «ADVANCED PRACTICE NURSE APN IN DER GRUNDVERSORGUNG: LUZERNER MODELL»

Die siebte Durchführung des «Luzerner Dialogs Gesundheitspolitik» fand gestern Donnerstag, 27. Oktober 2022 in Nottwil statt. Das Thema lautete «Fachkräftemangel in der Pflege und in der Ärzteschaft». Regierungspräsident Guido Graf, Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements, zeigte mehrere Massnahmen auf, wie der Kanton Luzern auf den Fachkräftemangel in der Pflege und in der Ärzteschaft reagiert. Der Kanton Luzern verfolgt beispielsweise seit 2017 den gesundheitspolitischen Grundsatz «ambulant vor stationär». Damit verhindert der Kanton Luzern unnötige und teure stationäre Spitalbehandlungen. Weiter unterstützt der Kanton Luzern die Schaffung von Gruppenarztpraxen und verfügt über ein System der Ausbildungsverpflichtung in der Spital- und in der Langzeitpflege.

Pilotprojekt «Pflegeexpertin oder Pflegeexperte APN» verlief erfolgreich
Am «Luzerner Dialog Gesundheitspolitik» stellte Gesundheitsdirektor Guido Graf das neue Projekt «Advanced Practice Nurse APN in der Grundversorgung: Luzerner Modell» vor («Advanced Practice Nurse» - eine Pflegeperson mit akademischer Weiterbildung). «Der Kanton Luzern möchte eine Vorreiterrolle bei der Integration von Pflegeexpertinnen und Pflegeexperten in den Hausarztpraxen einnehmen.» Ein Pilotprojekt mit einer Pflegeexpertin in Aesch habe bestätigt, dass das gut funktioniere und die Pflegeexpertin den Arzt entlastet habe.

Der Kanton Luzern lanciert 2023 zusammen mit dem Zentrum für Hausarztmedizin und Community Care der Universität Luzern das Projekt «APN in der Grundversorgung: Luzerner Modell». Drei Gründe sind mitverantwortlich gewesen, dass das Gesundheits- und Sozialdepartement das Projekt in den nächsten zwei Jahren mitfinanziert:

  • Das Projekt « Advanced Practice Nurse APN in der Grundversorgung: Luzerner Modell» ist ein zukunftsträchtiges Modell, um einen Beitrag zur Entlastung der Hausärzteschaft zu liefern.
  • Das Projekt kann den Pflegeberuf aufgrund von Kompetenzerweiterungen attraktiver machen.
  • Der Kanton Luzern kann eine Vorreiterrolle bei der Integration von Pflegeexpertinnen und Pflegeexperten in den Hausarztpraxen einnehmen.
    «Die Pflegeexpertinnen und Pflegeexperten APN sind ein Teil der Lösung, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Es braucht aber weitere Anstrengungen», so Guido Graf.

Pflegekompetenzen in der Hausarztpraxis
Am «Luzerner Dialog Gesundheitspolitik» haben verschiedene Fachpersonen aus unterschiedlichen Perspektiven den Umgang mit dem Fachkräftemangel in der Pflege und auf Stufe Ärzteschaft beleuchtet. Dr. med. Christoph Merlo, Co-Leiter des Zentrums für Hausarztmedizin und Community Care an der Universität Luzern, ist beim Einsatz von Pflegeexpertinnen oder Pflegeexperten APN in der hausärztlichen Grundversorgung stark engagiert: «Pflegeexpertinnen und Pflegeexperten können wichtige Pflegekompetenzen in eine Arztpraxis einbringen und auch gewisse delegierte ärztliche Funktionen übernehmen – beispielsweise Hausbesuche.»

Einen Überblick über den Fachkräftemangel im Kanton Luzern hat Prof. Dr. Armin Gemperli, Professor für Gesundheitswissenschaften an der Universität Luzern, vermittelt. Miriam Rittmann, Präsidentin des Schweizerischen Berufsverbands der Pflegefachleute SBK Sektion Zentralschweiz, gab ihrer Sorge wegen des anhaltenden Wechsels von Pflegenden in andere Berufe Ausdruck. Tobias Lengen, Geschäftsführer der Organisation der Arbeitswelt (OdA) Gesundheit der Zentralschweiz und stellvertretender Direktor des Bildungszentrums XUND, machte dazu ein Beispiel: «Von 2012 bis 2020 sind die Ausbildungszahlen für die Pflege in der Zentralschweiz um 70 Prozent gestiegen, jedoch benötigt die Region bis 2029 mehr als 10'000 zusätzliche Fachkräfte in der Pflege.» Die Personalerhaltung sei der grösste Hebel, um den künftigen Bedarf decken zu können. Ueli Zihlmann hat als Geschäftsführer der Ärztegesellschaft des Kantons Luzern am «Luzerner Dialog Gesundheitspolitik» teilgenommen. «Der Fachkräftemangel ist Realität. Das ‘Landproblem’ erreicht die Städte.» Seines Erachtens müssen dringend die vorhandenen Ansätze im Bereich Ausbildung und Zusammenarbeitsmodelle der verschiedenen Fachgruppen ermöglicht werden.

Die Teilnehmenden des «Luzerner Dialogs Gesundheitspolitik» tauschten sich im Anschluss an die Referate im Rahmen einer Gesprächsrunde aus.